Die Werferschulter: Ursachen, Prävention, Behandlung

0

Die Werferschulter: Bei Wurfsportarten kann es aufgrund der häufigen Wiederholungen bestimmter Bewegungen zu muskulären Dysbalancen, also zur Verkürzung und Schwächung einzelner Muskeln, und zu einer Störung des Bewegungsrhythmus im Bereich der Schulter kommen. Welche Maßnahmen sind sinnvoll, um einer Werferschulter vorzubeugen?

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist eine Werferschulter?
  2. Die Wurfphasen
  3. Anatomie der Schulter
  4. Ursachen und Pathogenese der Werferschulter
  5. SLAP-Läsion und Impingement
  6. Risikofaktoren und Prävention

Was ist eine Werferschulter?

Als der Mensch anfing, sich vom Vierfüßler zum Zweibeiner zu entwickeln und der aufrechte Gang zur neuen Art der Fortbewegung avancierte, hatte er auf einmal die Hände frei. Mit dem aufrechten Gang veränderte sich auch das Jagdverhalten unserer Vorfahren: Das Werfen von Gegenständen wurde zu einem wichtigen Teil der Jagd. Evolutionär betrachtet, sind wir also sehr gut daran angepasst, Gegenstände – in der Regel waren dies früher Jagdspeere oder Steine – fest und präzise zu werfen. Das half uns bei der Beschaffung von fleischhaltiger Kost, die wiederum entscheidend für unsere Gehirnentwicklung war. Der Mensch wirft Gegenstände so schnell und punktgenau wie kein anderes Lebewesen. Menschen schaffen mit Bällen eine Abwurfgeschwindigkeit von 170 km/h, Schimpansen nur von 30 km/h. Leider hat es die Evolution aber verpasst, die Schulter nicht nur an Jagdausflüge anzupassen, sondern auch an moderne Wurfsportarten.


BUCHTIPP aus der Redaktion!

Regelmäßig ausgeführte Mobilitätsübungen in Kombination mit schonendem Kraftaufbau können bereits ausreichen, um die Schulterschmerzen erfolgreich zu behandeln.

Auch nach einer Operation können leichte Bewegungen und ein gezielter Aufbau der Schultermuskulatur entscheidend für die schnelle Genesung sein.

Unsere Trainingsworldautoren, die Sporttherapeutin Katharina Brinkmann und der Sportredakteur Nicolai Napolski, fassen die wichtigsten Informationen zu Hintergrund und Entstehung des Engpasssyndromszusammen.

Außerdem stellen sie effektive Techniken und Übungen vor, mit denen sich die Beschwerden einfach und gezielt von zuhause aus behandeln lassen.


Ab und zu Gegenstände auf Beutetiere zu werfen, ist dann doch eine ganz andere Belastung, als auf hohem Niveau eine Wurfsportart auszuüben. Die im Leistungssport herrschende Wurffrequenz und -härte führt häufig zu Schulterproblemen, die unter dem Überbegriff „Werferschulter“ zusammengefasst werden.  Die Werferschulter ist definiert als eine Leistungseinschränkung, hervorgerufen durch Schmerzen in der Schulter bei wiederholter sportartspezifischer Belastung. Somit ist sie kein klar definiertes Krankheitsbild, sondern eine Kombination verschiedener Probleme, die in unterschiedlicher Ausprägung bei Wurfsportlern vorliegen können.

Die Wurfphasen

Um zu verstehen, warum exzessives Werfen Probleme im Schulterbereich verursachen kann, müssen wir uns die Wurfbewegung im Einzelnen vor Augen führen. Die Ausholphase (Late cocking) und die Abbremsphase (Follow through) stellen in der Wurfbewegung die Phasen mit der größten Belastung dar; hier besteht das größte Verletzungsrisiko. In der späten Ausholphase steht das Schultergelenk in einer extremen Abduktions- und Außenrotationsstellung. In der Abbremsphase müssen die Außenrotatoren die größte Arbeit leisten und den Wurfarm entschleunigen.

Wie ist die Schulter aufgebaut?

Neben der Kenntnis der Wurfbewegung und den damit einhergehenden morphologischen Veränderungen im Schultergelenk brauchen wir natürlich auch eine Vorstellung von der Anatomie der Schulter und vor allem von ihrer Funktionsweise. Die Gelenkkapsel der Schulter ist weit und die Bänder sind relativ schwach. Die hieraus resultierende große Mobilität bringt eine gewisse Instabilität des Gelenks mit sich, die durch muskuläre Stabilisatoren kompensiert wird.

Für die Zentrierung und die Stabilisierung des Oberarmkopfes in der Schulterpfanne sorgt vor allem die Rotatorenmanschette. Aber auch der Latissimus, der Bizeps und die Brustmuskulatur haben einen großen Einfluss auf das Schultergelenk. Das Glenohumeralgelenk (Schultergelenk) ist also sehr von seiner muskulären Sicherung abhängig und am glücklichsten, wenn sich die Gelenkpartner zentriert gegenüberstehen. Verletzungen entstehen vor allem dann, wenn diese bevorzugte Positionierung der Gelenkpartner verändert ist. Dies ist z. B. der Fall, wenn der Oberarmkopf zu hoch in der Pfanne sitzt, sich die Pfanne zu tief am Oberarmkopf befindet oder der Oberarmkopf zu weit vorn sitzt.

Ursachen und Pathogenese der Werferschulter

Um einen sinnvollen Präventionsansatz zu erarbeiten, müssen wir verstehen, wie sich die Schulter den hohen Wurfbelastungen anpasst. Durch langjährige Ausübung von Wurfsportarten werden bei den Athleten anatomisch-physiologische Adaptationsvorgänge ausgelöst:

    • vermehrte Außenrotation des Oberarms im Schultergelenk,
  • Ausweitung der vorderen Gelenkstrukturen (Kapsel-Band-Apparat),
  • Kontraktur und Verdickung der dorsalen Kapsel-Band-Strukturen,
  • eingeschränkte Innenrotationsfähigkeit,
  • Innenrotation und nach vorn gekipptes Schulterblatt,
  • Dezentrierung und Verschiebung des Humeruskopfes nach hinten-oben (dorsokraniale Translation),
  • Abschwächung der Außenrotation.

In der Regel folgen die Veränderungen einem zeitlichen Ablauf, an dessen Beginn die Manifestation des glenohumeralen Innenrotationsdefizits (GIRD) steht. Dieses wird verursacht durch die Verkürzung der dorsalen Kapselstrukturen und führt zu einer Eingrenzung des Bewegungsausmaßes der Innenrotation. Dieses glenohumerale Innenrotationsdefizit wird nach Ansicht vieler Experten erst dann problematisch, wenn die Innenrotation und das gesamte Bewegungsausmaß der Schulter so weit verändert sind, dass am Ende der Wurfbewegung keine ausreichende Abbremsphase mehr gewährleistet ist. Häufig ist zudem bereits in asymptomatischen Stadien der Bewegungsrhythmus der Skapula gestört. Diese Dyskinesien (Störungen des physiologischen Bewegungsablaufs) kann man bei Wurfsportlern schon in Stadien der Beschwerdefreiheit beobachten. Diese beeinträchtigen die normale Funktion des Schulterblatts als Basis und Kraftüberträger für Bewegungen im Schultergelenk.

SLAP-Läsion und Impingement

SLAP und Impingement: Die wiederholte Aufdehnung der vorderen Kapsel und die gleichzeitige Verkürzung der hinteren Kapselstrukturen infolge der Wurfbewegung führt zu einer Dezentrierung in Richtung Schulterdach. Die Folge kann ein internes Impingement im Bereich der oberen Schultergelenkspfanne sein.

Schwache Außenrotatoren: Gleichzeitig führt die einseitige Trainingsbelastung zu einer Abschwächung der außenrotatorisch wirkenden Muskeln der Rotatorenmanschette. Häufig haben Wurfsportler zu kräftige Innenrotatoren im Verhältnis zur Kraft der Außenrotatoren.

Wie beuge ich einer Werferschulter vor?

Als größte Risikofaktoren für die Entwicklung einer degenerativen Werferschulter gelten eine eingeschränkte Beweglichkeit, muskuläre Dysbalancen sowie schwache und asymmetrische Schulterblätter. Mit einer geeigneten Trainingsintervention können wir diese Faktoren positiv beeinflussen. Grundlegend könnte man sich im präventiven Training der Schulter an folgenden Punkten orientieren:

Überlastung vermeiden: Die effektivste Strategie zur Vermeidung von Schulterverletzungen wäre sicherlich die Vermeidung von Überlastungen im Schultergelenk. Sobald wir im Leistungssportbereich angekommen sind, ist das natürlich schwer möglich. Umso wichtiger scheint dann eine smarte Trainingssteuerung zu sein, die das Krafttraining mit dem sportartspezifischen Training sinnvoll ergänzt. Man darf nicht vergessen, dass auch das Wurftraining einen großen Trainingsreiz für die Rotatorenmanschette darstellt.

Mobilitätstraining zur Prävention einer Werferschulter

Steife Schultern mobilisieren und die Funktion der Rotatorenmanschette verbessern: Eine mangelnde Beweglichkeit wird bei Wurfsportlern vor allem in der hinteren Schulter beobachtet, wobei die vordere Schulter und damit die Außenrotation eher überdurchschnittlich stark ausgeprägt ist. Übungen zur Kräftigung der Rotatorenmanschette (bei Wurfsportlern gerade der Außenrotation) sollten nie bis zum Muskelversagen ausgeführt werden und auf die Wurfbelastung im Training abgestimmt sein. Damit die Schulter optimal funktioniert, müssen drei Faktoren miteinander in Einklang stehen: Mobilität, Stabilität und neuromuskuläre Ansteuerung. Dabei müssen Mobilität und Stabilität miteinander harmonieren. Dort, wo Mobilität ist, muss auch Kraft sein! Eine hypermobile Schulter muss über den gesamten Bewegungsradius gestärkt werden, damit sie auch in extremen Winkelpositionen muskulär gesichert und somit resistenter gegen Verletzungen ist. Eine steife Schulter mit eingeschränkter Mobilität machen wir mobiler und gleichzeitig kräftiger in dem neu gewonnenen Bewegungsspielraum.

Bewegungseinschränkungen der BWS beheben: Eine in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Brustwirbelsäule hat zur Folge, dass die Schultermuskulatur härter arbeiten muss. Die BWS hat einen großen Einfluss auf das Schulterblatt, weil sie die Beweglichkeit im Schultergelenk dadurch maßgeblich mitbestimmt, dass das Schulterblatt direkt auf dem Brustkorb entlanggleitet. So wird das Skapulothorakalgelenk gebildet. Ein einfaches Kräftigungsprogramm, das die gesamte kinetische Kette einschließt, und ein gezieltes Dehnungs- und Kräftigungsprogramm von schwachen und verkürzten Muskeln, auch um dem GIRD entgegenzuwirken, scheint am sinnvollsten zu sein. Dies alles sollte man durch ein Perturbationstraining für die Schulter ergänzen, um die dynamische Stabilisation zu verbessern und die intermuskuläre Koordination zu schulen.

Tipp aus der Trainingsworld-Redaktion, wie Sie Ihre Schmerzen loswerden, und die Schultern präventiv schützen können:

Das erste Online-Programm Deutschlands gegen das Engpasssyndrom. Effektive Übungen gegen akute und chronische Schmerzen in der Schulter:

Schon bei leichten Bewegungen verspüren Sie Schmerzen? Die Schmerzen reißen Sie immer wieder aus dem Schlaf? Sie können kaum noch Sport machen?

Dann ist das Online-Programm gegen Schulterschmerzen genau das Richtige für Sie!

Personal Trainerin und Trainingsworldautorin Katharina Brinkmann führt Sie durch das Programm. Mit gezielten Übungen wird Ihre Schulter stabilisiert, sodass die Schmerzen innerhalb weniger Wochen verschwinden.

+++ Mehr als 30 Übungen, die Ihrer Schulter wieder Kraft und Flexibilität verleihen.

+++ Das Programm ist eingeteilt in vier Trainingsblöcke:

  • Mobilisation
  • Massage des Bindegewebes (Faszien, Triggerpunkte)
  • Dehnen
  • Kräftigung der Muskulatur.

+++ Alle Übungen laufen als Video in Echtzeit ab, sodass Sie sie ganz einfach nachmachen können.

+++ Trainieren Sie wann und wo Sie wollen über Ihr Endgerät: Zum Beispiel zu Hause im Schlafzimmer per Laptop oder unterwegs im Hotelzimmer per Tablet.

+++ Sie zahlen einmal 39 Euro und haben dann lebenslang unbegrenzten Zugriff auf alle Videos.

+++ Sparen Sie sich das Geld für einen Physiotherapeuten, die Anfahrtszeiten und die Wartezeit auf einen Termin.

+++ 14-Tage-Geld-zurück-Garantie: Wenn Sie nicht zufrieden sind, bekommen Sie ohne Wenn und Aber ihr Geld zurück.

+++ Ein effektives und umfangreiches Online-Programm: Endlich wieder schmerzfrei durch den Alltag, endlich wieder schmerzfrei Sport machen, endliche wieder das Leben genießen!

Starten Sie jetzt gemeinsam mit Katharina Brinkmann!

Julius Teuber erklärt alles rund ums Thema Werferschulter. Autor: Julius Teuber ist Sportwissenschaftler und Physiotherapeut. Er arbeitet in Leipzig als Personal Trainer und Referent an der Schnittstelle zwischen Training und Therapie.

www.juliusteuber.de

Teilen

Über den Autor

Julius Teuber

Julius Teuber ist Sportwissenschaftler und Physiotherapeut. Er arbeitet in Leipzig als Personal Trainer und Referent an der Schnittstelle zwischen Training und Therapie.

Leave A Reply