Ein schöner Tag am Strand. Die Sonne scheint. Man liegt entspannt im Sand und schaut aufs Meer hinaus. Aber…was treibt denn da übers Wasser? Ein herrenloser Rucksack? Ist der wohl von einem Schiff gefallen? Nein, vermutlich nicht. An den Anblick schwimmender Rucksäcke sollten wir uns gewöhnen. Denn so sieht es nun mal aus, wenn Seatrekker unterwegs sind.
Trekking ist mittlerweile ein allseits bekannter Begriff. Er beschreibt mehrtätige Wanderungen, bei denen man in Zelten übernachtet. Beim Seatrekking wird das Ganze mit dem Tauchen kombiniert. Genauer gesagt, dem Schnorcheln und dem Freitauchen.
Der Clou: Ein wasserdichter Rucksack
Das Wichtigste dafür ist die richtige Ausrüstung. Dazu zählen Neoprenanzug, Flossen, Schnorchel und ein ganz spezieller Rucksack. Dieser ist absolut wasserdicht. In ihm muss der Seatrekker alles verstauen, was während der Tour unverzichtbar ist: Zelt, Abdeckplane, Isomatte, Gaskocher und natürlich Proviant. Der Rucksack wird mittels eines Seils, das mehrere Meter lang ist, mit den Füßen des Seatrekkers verbunden.
Dennoch ist der Rucksack beim Schwimmen kein „Klotz am Bein“. Der länglich geformte Rucksack verfügt an der Unterseite über ein aufblasbares Luftkissen. Auf diese Weise schwimmt er wie ein kleines Bötchen hinter dem Seatrekker her. An Land befestigt man einfach zwei Schultergurte und trägt ihn wie einen ganz normalen Rucksack auf dem Rücken.
Alles andere als Massentourismus
Seatrekking ist insofern eine besondere Sportart, dass sie tatsächlich einen „Erfinder“ hat. Bernhard Wache ist seit Kindertagen ein begeisterter Taucher. Das Gefühl, unter Wasser ganz auf sich allein gestellt zu sein, wollte er verstärken. Er träumte davon, sowohl zu Wasser als auch an Land dort unterwegs zu sein, wo kein Massentourismus herrscht. Mit Seatrekking klappt das sehr gut. Da man nicht viel mitschleppt und im Wasser unterwegs ist, kann man selbst abgelegene Inseln bzw. Küstenabschnitte ansteuern, die zu Fuß kaum erreichbar sind.
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Wache geht es bei seiner Sportart um zweierlei: Um Minimalismus und um den Abstand vom Alltag. In den schwimmenden Rucksack passt nur das Nötigste. Dort, wo man temporär sein Lager aufschlägt, hinterlässt man keine Spuren. Der Seatrekker stört nicht etwa die Natur, sondern ist ein Teil von ihr. Dazu Wache: „Der Strand und das Meer sind nur dann Juwelen, wenn sie rein von Abfällen und Müll sind. Das begreift man als Seatrekker sehr schnell.“
Den ultimativen Abstand vom Alltag, das Allein- und Freisein, macht Wache an einem ganz bestimmten Moment fest. Nämlich dann, wenn man mehrere Meter unter Wasser ist und für einige Minuten den Atem anhält: „Dieser Moment des Innehaltens beruhigt den ganzen Organismus. Das befreit von vielen Dingen, die man an Land mit sich herumträgt. […] Bei diesem Sport weißt du sehr schnell wieder wer du wirklich bist, was du kannst, und was du besser lässt.“
Das Ganze läuft ohne Panik ab. Man hört nichts, man ist eins mit dem Wasser. Dies ist laut Wache der Reiz, der seinen Sport ausmacht. In gewisser Weise lernt man sich selbst besser kennen: „Das wichtigste Instrument ist der Körper selbst. Die Wahrnehmung und das Empfinden werden unglaublich geschärft wenn man sich mit so einfachen Mitteln einer Naturgewalt wie dem Meer aussetzt.“
Die Seatrekking-Fangemeinde wächst und gibt ihr Wissen weiter
Seatrekking baut sich langsam aber stetig eine Fangemeinde auf. Experten wollen ihr Wissen weitergeben und Menschen für den Abenteuersport begeistern. Mittlerweile werden Seatrekking-Kurse für Einsteiger angeboten, beispielsweise am Bodensee. Anfänger lernen hierbei nicht nur, wie man im Wasser effizient vorankommt, sondern auch, wie man den Rucksack richtig packt. Seatrekking-Touren kann man selbstverständlich auf eigene Faust angehen, kann sie aber auch in Begleitung von Profis absolvieren.
Bernhard Wache schlägt zum Beispiel Touren auf der kroatischen Insel Cres oder der italienischen Insel Elba vor. Die Cres-Tour dauert vier Tage. Dabei legt man insgesamt 30 Kilometer zurück. 18 Kilometer wird geschwommen, zwölf Kilometer wird an Land gewandert. Auch an der Nord- und Ostsee gibt es immer mehr Profis, die interessierten Tauchern das Seatrekking schmackhaft machen wollen.