Bergwandern ist nicht nur die älteste, sondern auch die beliebteste Natursportart. Alle weiteren Arten des Alpinismus haben sich aus dieser entwickelt. Wandern gilt auch heute als die beliebteste Sportart.
Wem ist es noch nicht passiert: Man tritt daneben oder rutscht aus und schon hat man das Problem einer Verletzung während einer Tour. Abgeschnitten von der Infrastruktur der Städte sind einige Verletzungen zum Teil noch recht harmlos, doch was tun wenn es ernst wird? Wenn jemand stürzt, nicht mehr laufen kann oder im schlimmsten Fall abgestürzt ist? Hier kann schnelle Hilfe lebensrettend sein!
Unfälle und Unfallszahlen
In der Bergunfallstatistik des Alpenvereins werden immer wieder Unfälle und Unfallszahlen dokumentiert. Hier zählt Bergwandern zu den Disziplinen im Bergsport, welche die höchsten Unfallszahlen haben. Doch diese Aussagen sind mit Vorsicht zu genießen, da die Mitgliederzahl der Wanderer ist sehr viel höher ist, als in manch anderen Bergsportdisziplinen. Somit fallen die Unfallzahlen auch wesentlich höher aus. Wandern gilt nach wie vor als eine der sichersten alpinen Sportarten!
Die Unfälle sind in den meisten Fällen auf Stolpern/Umknicken/Ausrutschen, sowie auf menschliche Fehleinschätzung (Orientierungsverlust/Wettersturz) zurückzuführen. Doch auch körperliche Probleme (Herz/Kreislauf) spielen eine wichtige Rolle. Mit dem Alter steigt nicht nur das Risiko, sich im Gelände zu verletzen, auch die Zahl der tödlichen Unfälle steigt mit zunehmendem Alter stetig an. Dass die Dunkelziffer der Unfälle, besonders kleinerer, höher liegt, ist klar, denn meistens werden nur die Vorfälle gemeldet, in denen die entstandenen Kosten von den Versicherungen übernommen werden sollen.
Erste Hilfe – was tun?
In den Bergen sind die Rettungswege sehr viel länger. Ein Verletzter ist in erster Linie auf die Notfallversorgung durch seine Mitmenschen angewiesen. Da es oft auch keinen Handyempfang gibt, ist anderweitig schnelle Hilfe und in den meisten Fällen Improvisation gefragt. So können Ausrüstungsgegenstände schnell zu Transportmöglichkeiten oder zur Stabilisierung eingesetzt werden. Das Wichtigste ist, dass, falls die Notfallmeldung erforderlich ist, sie schnell abgegeben wird, denn schnelle medizinische Hilfe ist vor allem für Menschen mit gesundheitlichen Problemen überlebenswichtig!
Deshalb:
1. Erste Hilfe
nach eigenen Möglichkeiten und bestem Gewissen – Improvisation ist besser als Nichts!
2. Notfallmeldung abgeben
(Wer, Was, Wo, Wieviele und Wann)
a. zu Fuß Hilfe holen (Ortsangabe, Unfallzeitpunkt und Namen der Verunfallten notieren!)
b. Notrufnummern übers Handy (Handyempfang? Auf Bergspitzen immer besser als im Tal!)
c. alpines Notsignal (Pfeifen, Rufen, Lichtsignale)
3. Verletzten in Sicherheit bringen
Gefahrenzone?
4. Bei dem Verletzten bleiben und ihn beruhigen
Schon gesehen?
In den meisten Rucksäcken findet sich heute an der Unterseite des Deckels eine Merktafel für die alpinen Notsignale sowie für das richtige Verhalten bei Luftrettung!
Spezielle Ausbildungen für die Erste Hilfe in den Bergen sollte jeder verantwortungsvolle Wanderer in regelmäßigen Abständen auffrischen! Denn zu wissen, wie man sich zu verhalten hat, wenn die Sicht plötzlich schlecht wird, es einen Wetterumschwung gibt oder ein Gewitter aufzieht, ist gerade in den Bergen wichtig, um eine Tour erfolgreich abzuschließen.
Wichtige Tipps
1. bei Gewitter
– Ruhe bewahren
– Gipfel, nasse Rinnen, Grate und Steiganlagen verlassen!
– einzelne Bäume meiden
– auf isolierende Unterlage kauern oder setzen
2. bei schlechter Sicht
– auf den Wegen und zusammen bleiben
– auf die Wegmarkierungen achten
– bei Orientierungsverlust zum letzten bekannten Punkt zurück gehen und neu orientieren
3. bei Nebel
– vor Kälte schützen und auf bessere Sicht warten!
Fazit
Eine Bergtour sollte für alle ein schönes Erlebnis werden. Bei auftretenden Schwierigkeiten, wie unpassierbaren Wegen oder kritischen Situationen, ist es im Zweifel besser umzukehren, als ein unbekanntes Risiko einzugehen!
Luisa Gramlich