Functional Food: Was steckt dahinter?

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Jeder hat es vermutlich schon mal gehört: Functional Food. Wenn es aber darum geht, zu erläutern, was der Begriff bedeutet, wird es schon schwieriger. Übersetzt bedeutet Functional Food „funktionelle Nahrung“. Der Verzehr von Functional Food zielt also darauf ab, nicht bloß den Hunger zu stillen, sondern auch eine bestimmte Funktion zu erfüllen. Dazu werden Lebensmittel mit bestimmten Inhaltsstoffen angereichert, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Zum Beispiel mit Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen oder Vitamin C. Functional Food folgt damit dem Trend, sich bewusst zu ernähren und dadurch die eigene Gesundheit aktiv zu beeinflussen.

Dabei ist Functional Food eigentlich nichts Neues. Ein Beispiel ist hier das Instant-Getränk Ovomaltine. Das Produkt aus der Schweiz ist mit zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen angereichert und schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Markt. Oder aber, man denke an die zahlreichen ACE-Fruchtsäfte und Energydrinks, die in unseren Supermärkten stehen.

Vorreiterland Japan

Etabliert hat sich der Begriff Functional Food jedoch erst in der jüngsten Vergangenheit. Vorreiter im Bereich Functional Food ist Japan. Speziell angereicherte Lebensmittel sind dort seit 1991 als „tokuho“ erhältlich, zu Deutsch in etwa „Nahrung für spezifischen Gesundheitsnutzen“. Es gibt eine ganz genaue Definition dafür, ab wann ein Produkt „tokuho“ ist. Es darf nicht in Kapsel- oder Pulverform vorliegen. Es muss ein handelsübliches Lebensmittel sein, welches Bestandteil der normalen Ernährung ist und einen Inhaltsstoff enthält, dessen positiver Einfluss auf die Gesundheit wissenschaftlich bestätigt ist. Nur dann darf auf der Verpackung der Begriff „tokuho“ zu sehen sein.

Die Health-Claims-Verordnung der EU: Was erlaubt ist und was nicht

In Deutschland gibt es solch eine Verordnung nicht. Indes gilt in allen EU-Ländern seit Ende 2012 die sogenannte Health-Claims-Verordnung. Simpel ausgedrückt besagt diese Verordnung, dass nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben zu Lebensmitteln wahr und belegbar sein müssen. Die EU gibt die genaue Definition des Claims je Inhaltsstoff vor, der auf der Verpackung stehen darf, wenn der Hersteller dies hervorheben möchte.

Ein Beispiel: Wenn ein Produkt Vitamin B6, Vitamin C, Vitamin D oder Zink enthält, darf nicht (mehr) der Ausdruck „Stärkung des Immunsystems“ verwendet werden. Erlaubt ist nur noch der Hinweis „Trägt zur normalen Funktion des Immunsystems bei“. Ähnliches gilt für Claims wie „Trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei“ (Eisen) und „Erhöht die körperliche Leistung bei Schnellkrafttraining im Rahmen intensiver körperlicher Betätigung“ (Kreatin).

Heute gibt es mehrere Functional-Food-Produkte, die in vielen Supermärkten zum Standardsortiment gehören:

  • Milchprodukte mit Milchsäurebakterien, die die Darmfunktion anregen und die Abwehrkräfte steigern sollen. Dazu zählen vor allen Dingen probiotische Joghurts und Joghurtdrinks.
  • Milchprodukte mit sogenannten Pflanzensterinen. Diese sollen dabei helfen, den Cholesterinspiegel zu senken. Bekanntester Vertreter ist hier die Margarine.
  • Produkte mit Omega-3-Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren sind natürlicherweise vor allen Dingen in Fisch und einigen pflanzlichen Lebensmitteln (Sojaprodukte, Walnüsse) enthalten. Omega-3-Fettsäuren haben einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System. Sie werden heute zum Beispiel Speiseölen, Fischstäbchen und Brot zugesetzt.
  • Getränke mit Vitamin C. Dabei handelt es sich längst nicht mehr nur um Fruchtsäfte. Mittlerweile werden auch Limonaden, Eistees und „Wellnessgetränke“ mit Vitaminen angereichert.
  • Müslis und Cornflakes mit Mineralstoffen. Seien es klassische Müslimischungen oder die zahlreichen Varianten an süßen Cerealien (Schokopops, Nougatkissen, Zimtflakes). Derartigen Frühstücksflocken werden häufig Kalzium, Eisen und Riboflavin beigemischt.

Functional Food: Für wen lohnt sich’s ganz besonders?

Gegen den Verzehr von Functional Food ist generell nichts einzuwenden. Man sollte jedoch vermeiden, dem eigenen Körper eine Überdosierung zuzumuten. Denn solch eine kann im Falle bestimmter Inhaltsstoffe auf Dauer gesundheitsschädigend sein. Andererseits ist Functional Food für gewisse Personengruppen interessant. Menschen mit chronischen Erkrankungen, schwangere Frauen, ältere Menschen und Veganer müssen unter Umständen darauf achten, bestimmte Stoffe in erhöhtem Maße zu sich zu nehmen. Functional Food kann ihnen dabei helfen, dies zu erreichen, ohne Nahrungsergänzung in Form von Pillen zu sich nehmen zu müssen.

Functional Food kann zudem eine Alternative sein, wenn man bestimmte Lebensmittel einfach nicht gern isst, auf deren gesundheitliche Wirkung aber nicht verzichten möchte. Wer Fisch nicht mag, seinen Körper aber dennoch mit gesunden Omega-3-Fettsäuren versorgen möchte, kann einfach zu Brot mit Omega-3-Fettsäuren greifen. Gleiches gilt, wenn jemand keine Milchprodukte mag, aber trotzdem genug Kalzium aufnehmen will. Dann sind Cerealien zusammen mit Fruchtsaft oder einem Sojadrink eine clevere Alternative.

Die nächste Stufe: Functional Food im Zusammenspiel mit Nanofood

In Zukunft könnte Functional Food durch das sogenannte Nanofood einen weiteren Schub erhalten. Bei Nanofood handelt es sich um Lebensmittel, die mit Nanopartikeln versehen sind. Diese sind winzig klein und mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Das Besondere an Nanopartikeln ist: Sie stellen die Gesetze von Chemie und Physik geradezu auf den Kopf. Wenn man im Nanobereich Veränderungen vornimmt, werden harte Materialien plötzlich weich. Oder Substanzen, die eigentlich nicht miteinander verbunden werden können, lassen sich auf einmal vermischen.

Damit Lebensmittel von der Nanotechnologie profitieren, versehen Forscher sie mit Nanocontainern. Das sind winzige Kapseln aus Fettmolekülen. Forscher können Nanocontainer auf die unterschiedlichsten Arten aufbereiten. Sie können mit Vitaminen, Farb- oder Geschmacksstoffen gefüllt werden. Oder aber, sie sind so präpariert, dass sie erst bei bestimmten Vorgängen ihre Wirkung entfalten. Zum Beispiel bei Hitze oder wenn sie geschüttelt werden.

Daher sind Nanocontainer für Functional Food, das ja ohnehin schon mit Nährstoffen angereichert ist, besonders interessant. Bei einigen Milchprodukten ist es schwer, diese mit Kalzium anzureichern, da es ab einer gewissen Menge klumpt. Nanocontainer aus Proteinen könnten dieses Problem lösen. Ein Schokoriegel-Produzent hat sich eine spezielle Schokolade schützen lassen, die selbst dann, wenn sie in der Sonne liegt, nicht so schnell schmilzt. Und in Australien ist bereits ein Brot erhältlich, dessen Nanocontainer mit Omega-3-Fettsäuren sich erst im Magen entfalten.

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Niklas Nowak

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