Michael Jordan – Was machte ihn so „überirdisch“?

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„In meiner Karriere habe ich über 9.000 Würfe verfehlt. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26-mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut und ich habe ihn nicht getroffen. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben. Deshalb bin ich erfolgreich.“ Michael Jordan

Lesen Sie hier den 1. Teil des Artikels: Michael Jordan – Der Virtuose unter den Basketballern

  

Das Ende der Bulls Ära

Kurze Zeit später, am 13. Januar 1999, löste die Nachricht von seinem erneuten Rücktritt ein Erdbeben in der Basketballwelt aus. Jordan hatte es allen und auch sich selbst noch einmal bewiesen und wollte nun etwas Neues ausprobieren. Seine Zeit als aktiver Basketballer sollte vorerst vorbei sein. Neben anderen geschäftlichen Tätigkeiten wie seinen Restaurants stieg er bei den Washington Wizards, einem bestenfalls durchschnittlichen Team, als Teammanager ein. Doch so wie Fans ihren Michael Jordan kennengelernt haben, war ihnen bewusst, dass MJ die Challenge vermissen sollte. Und so streifte Jordan in der Saison 2001/2002 tatsächlich für 2 Spielzeiten erneut das Basketballtrikot über. Diesmal jedoch nicht das der Chicago Bulls, sondern das der Washington Wizards. Mit Jordan verpassten die Wizards den Einzug in die Playoffs nur knapp, dafür verzeichnete Jordan einige weitere NBA‐Rekorde. Beim NBA‐Allstar Game 2003 überbot er Kareem Abdul‐Jabbar als All‐Time‐Leading Scorer der All‐Star Games. 4 Tage nach seinem 40. Geburtstag gelang es Jordan als erstem 40‐jährigen NBA‐Spieler mehr als 40 Punkte in einem Spiel zu erzielen.

Am 16. April 2003 durfte die Basketballwelt „His Airness“ im Alter von 40 Jahren zum letzten Mal in einem NBA‐Trikot durch die Lüfte fliegen sehen. Heute ist Jordan Eigner der Charlotte Bobcats, einem der erfolglosesten Teams in der NBA. Anders als zu seiner aktiven Zeit als Spieler wird nicht alles zu Gold, was Michael Jordan anfasst. Trotzdem muss man Jordan insgesamt auch attestieren, dass er ein cleverer Geschäftsmann ist, denn seine Aura und sein basketballerisches Können haben in den 90er Jahren den Sportartikelhersteller Nike mit der Marke „air Jordan“ zum Marktführer im Basketball gemacht. Bis heute wird mit dem Verkauf von Jordans Produkten und Schuhen rund 1 Milliarde Dollar pro Jahr umgesetzt.

 

Das Mindset Michael Jordans

In meiner Karriere habe ich über 9.000 Würfe verfehlt. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26-mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut und ich habe ihn nicht getroffen. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben. Deshalb bin ich erfolgreich.“ So beschreibt Michael Jordan seinen eigenen Erfolg. Es gibt viele Spieler, die ein riesen Talent in die Wiege gelegt bekommen haben, aber es gibt nur wenige Spieler, die so ehrgeizig an ihren Zielen gearbeitet haben, wie Jordan es täglich tat. Jede Trainingseinheit war für ihn ein Wettkampf. Jordan konnte selbst ein Magenvirus nicht aufhalten und so quälte er sich im 5. Finalspiel gegen die Utah Jazz in der Finalserie 1997 bis aufs Äußerste. Einen 16‐Punkte Rückstand holte der am Limit seiner Kräfte spielende Superstar fast im Alleingang auf und sorgte mit seinen 38 Punkten am Ende für den 90:88 Sieg seiner Bulls, die durch diesen Big‐Point mit 3:2 in Führung gingen und 2 Tage später die 5. Meisterschaft nach Chicago holten.

Dieser unbändige Wille hat ihn auf den Olymp des Basketballs katapultiert. Seinem zwanghaften Perfektionismus hat Jordan die unzähligen NBA‐Rekorde und –Ehrungen zu verdanken. Welcher Spieler auf der Welt kann von sich behaupten, in einer Saison der Topscorer der stärksten Liga der Welt zu werden und gleichzeitig zum besten Verteidiger ausgezeichnet worden zu sein?

 

Legendäre Jordan‐Momente

In den 90er Jahren habe ich viele quälende Schultage in Kauf genommen, nur um Michael Jordan live spielen zu sehen. Mit ein paar Freunden verfolgte ich regelmäßig die Playoff‐Spiele der Chicago Bulls, die teilweise erst gegen 3 Uhr morgens deutscher Zeit begannen. Rückwirkend würde ich es immer wieder so machen, denn die Performance, die der Spieler mit der Nummer 23 auf dem Rücken darbot, war immer wieder atemberaubend. Noch bis heute sind viele dieser Momente in meinen Gedanken einzementiert. Ich erinnere mich, wie Jordan mit geschlossenen Augen einen Freiwurf versenkte oder wie er mit einer Körpertäuschung 2 gestandene New York Knicks-Profis ins Leere laufen ließ und abschließend postertauglich Center‐Superstar Patrick Ewing ins „Gesicht“ dunkte. Momente, die mir vorkommen, als wären sie gestern gewesen. Ich erinnere mich aber auch noch, wie Michael Jordan alleine auf den Korb zudribbelte und ihm der Ball kurz vor dem Absprung auf den Fuß prallte und von dort ins Aus sprang. Ja, Michael Jordan ist auch nur ein Mensch!

 

Der letzte Wurf

Wie bereits erwähnt, hat Michael Jordan seinen letzten Wurf am 16. April 2003 für die Washington Wizards getroffen. Seinen wahren „letzten Wurf“ hat Michael Jordan allerdings am 14. Juni 1998 im Trikot der Chicago Bulls gemacht, nämlich im 6. NBA‐Finalspiel gegen die Utah Jazz. Es war der Wurf, den Jordans Mitspieler John Paxon am 20. Juni 1993 gegen die Phonix Suns versenkt hat. Damals führten die Phoenix Suns Sekunden vor Schluss mit 98:96 und waren vor heimischen Publikum drauf und dran, ein entscheidendes 7. Spiel zu erzwingen. Die Bulls hatten Ballbesitz und die Suns‐Verteidigung konzentriert sich beim letzten Angriff fast ausschließlich auf Michael Jordan und so stand der Dreierspezialist John Paxon an seiner Lieblingslinie völlig frei. Der Rest ist NBA‐Fans bekannt: Er nahm den offenen Wurf und traf 3,9 Sekunden vor Schluss zum 99:98. Die Bulls wurden erstmals Three‐Peat‐Champion. Jordan trat zurück. Aber für mich ging Jordan trotz seiner 3 Meisterschaften in Folge und seiner zahlreich aufgestellten Erfolge ohne das letzte Stück Perfektionismus, das ich von meinem Idol erwartete. Denn nicht er, der Go‐to‐Guy, hatte den „letzten Wurf“ getroffen.

5 Jahre später fast die identische Situation. Diesmal im Delta Center, der Spielstätte der Utah Jazz. Die Superstars Karl Malone und John Stockton verloren die Finalserie 1997 gegen die Chicago Bulls und hatten in der Finalserie 1998 die Chance zur Revenge. Im 6. Finalspiel lagen die Jazz vor eigenem Publikum Sekunden vor Schluss bei eigenem Ballbesitz mit 86:85 vorne und konnten mit einem Sieg das entscheidende 7. Spiel erzwingen. Doch die flinken Finger des NBA Defensive‐Player des Jahres 1988 spitzelten Powerforward Karl Malone den Ball aus den Händen und so kamen die Bulls 20 Sekunden vor Schluss in Ballbesitz. Michael Jordan dribbelt mit dem Ball über die Mittellinie und ließ die Zeit runterticken. Die Jazz entscheiden sich, Jordan im 1‐gegen‐1 zu verteidigen und eine ganze Halle, eine ganze Nation, die ganze Welt, wusste nun, was kommen wird: 8 Sekunden vor Schluss nahm das Schicksal seinen Lauf. Jordan täuschte eine Penetration zum Korb an und zog den Ball mit einem unglaublichen Crossover‐Dribbling wieder zurück. Verteidiger Bryon Russell kam durch diese schnelle, unerwartete Bewegung fast ins Stolpern und Jordan nutzte diese kurze Sequenz für den offenen Sprungwurf aus der Halbdistanz. Der Rest ist NBA‐Geschichte. Jordan trifft, lässt seinen Arm lässig in der Luft gestreckt hängen, dreht sich cool um und joggt locker zurück. Ein letzter Jazz‐Angriff unter Zeitdruck verfehlt das Ziel. Jordan und seine Bulls sind zum 2. Mal Three‐Peat‐ Champions. Jordan tritt erneut zurück, aber diesmal ist es der Abschied, den ich mir gewünscht habe!

 

Fazit

Den Drang nach Competition wird Michael „air“ Jordan immer verspüren. Vielleicht will er es noch einmal wissen und beweisen, dass er nicht zum alten Eisen gehört. Freuen würden sich nicht nur die ganz jungen Basketballfans, die MJ nie live haben spielen sehen. Auch ich, ein großer Michael Jordan Fan, würde jede Minute meines Jugend‐Idols auf dem NBA‐Parkett in vollen Zügen genießen.

 

Ramy Azrak

 

Quellenangaben:

1. http://www.ihoops.com/training‐room/player‐psychology/How‐Michael‐Jordan‐s‐Mindset‐Made‐ Him‐Great.htm

2. http://www.spiegel.de/sport/sonst/basketballlegende‐michael‐jordan‐die‐dunkle‐seite‐von‐hisairness‐ a‐659999.html

3. http://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Jordan

4. http://www.air‐jordan.de/index.php?site=kindheit#

5. http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Jordan

6. http://espn.go.com/chicago/nba/story/_/id/7864030/scottie‐pippen‐believes‐lebron‐jamesoutscore‐ michael‐jordan

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Ramy Azrak

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