Krafttraining im Kanurennsport: Eine Einführung

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Ein Kanute arbeitet beim Paddeln mit enormen Kräften. Spezifischen Trainingseinheiten und unspezifische Krafttrainingseinheiten bereiten seinen Körper auf die hohen Kraftwiderstände vor. Folgende Krafttrainingskonzepte sind für Kanuten sinnvoll.

Kanurennsport und Krafttrainingskonzepte

Das unspezifische Krafttraining findet generell zunächst einmal nach den klassischen trainingswissenschaftlichen Methoden statt. Das sind die Trainingsprinzipien, die für Maximalkraft-, Schnellkraft- und Kraftausdauertraining im klassischen Sinne bekannt sind. Für die Entwicklung der Maximalkraft wird zudem auch das Hypertrophietraining genutzt. Dieses findet in der Praxis sogar in der Regel zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil im Gegensatz zum Maximalkrafttraining statt. Dieser Ansatz ist jedoch zu hinterfragen, da es uns Kanuten natürlich darauf ankommt, vor allem eine große Relativkraft zu erreichen, also die Kraft bezogen auf das eigene Körpergewicht. Denn umso leichter der eigene Körper in Bezug auf seine Kraft ist, desto leichter fällt es uns natürlich, den Körper-Boot-Komplex zu bewegen, ganz besonders am Start aus der Ruhelage. Beim Hypertrophietraining wird jedoch vor allem das Dickenwachstum des Muskels erreicht, was auch eine größere Muskelmasse bedeutet und folglich auch eine Gewichtszunahme.

Wünschenswerter ist also eine verbesserte neuromuskuläre Ansteuerung der Muskulatur, die vor allem durch das Maximalkrafttraining erreicht wird. Hier gibt es also in der Praxis noch fragwürdige Methoden, die wahrscheinlich auch auf Traditionen und langjährige Erfahrungen der Trainer im Krafttraining zurück zu führen sind.

Um zu erklären wie die Übungsauswahl beim Krafttraining inhaltlich in etwa aussieht, müssen wir uns zunächst einmal die Paddeltechnik im Kajak ein wenig genauer anschauen.

Ich weiß nicht wie oft ich schon den Satz „Jetzt weiß ich auch, woher du die Arme hast“ gehört habe, wenn ich jemandem erzählt habe, dass ich Kanute bin. So gut wie jeder Außenstehende denkt, dass sich im Kanusport alles nur um die Armarbeit dreht. Das ist jedoch in Realität nicht einmal die halbe Wahrheit und Grund dafür, dass ich nach dem Satz gerne zu einer kleinen Predigt über die Paddeltechnik ausschweife. Diese werde ich hier allerdings stark verkürzen!

 

Der Kajak-Paddelschlag in Kurzform

Der Rumpf wird auf der Seite des Zugarms maximal verwrungen, um möglichst weit vorne das Paddel eintauchen zu können und eine maximal hohe Vorspannung zu generieren. Sobald das Paddel ins Wasser getaucht wird, wird die Verwringung des Rumpfes schnellkräftig aufgelöst, wobei der Zugarm zunächst durchgestreckt bleibt und die Bewegung ausschließlich aus dem Rumpf geschieht. Gleichzeitig wird das Bein auf der Zugseite durchgestreckt, um einen größeren Bewegungsspielraum für den Rumpf zu ermöglichen und die aufgebrachte Kraft über das Bein auf das Boot zu übertragen. Der Zug wird über den Rumpf so weit fortgeführt, bis das Paddel in etwa auf Höhe des Knies ist. Erst dann beginnt ein aktiver Armeinsatz bis auf Höhe des Oberkörpers. Ab hier wird das Paddel nun schon aus dem Wasser geführt. (Eine genauere Technikbeschreibung des Kajak-Paddelschlags und auch des Canadier-Paddelschlags findet man unter folgendem Link: http://sportfak.uni-leipzig.de/~fg-wasserfahrsport/dkv/index.html ; vgl. Abb. 1)

 

Hauptsächlich trainierte Körperpartien

Wir sehen hier also, dass vor allem ein starker Rumpf und ein starker Rücken für den Vortrieb von großer Bedeutung sind. Auch die Arbeit im Beinbereich ist nicht zu vernachlässigen. Wir haben eine Art Bewegungskette, die für einen optimalen Paddelschlag sorgt, die fast den gesamten Körper einbezieht. Somit müssen wir auch beim Krafttraining quasi ein Ganzkörperprogramm durchführen. Meistens wird das Training in Zirkeln durchgeführt. Hier werden Übungen aneinander gereiht, die unterschiedliche Muskelgruppen trainieren, um zeitsparend arbeiten zu können.

Hauptaugenmerk liegt bei den Übungen logischerweise auf Oberkörper und Rumpf. Die Beine werden in der Regel vernachlässigt, da sie nur eine Stützfunktion im Boot haben. Es ist allerdings fraglich, ob das wirklich der richtige Weg ist, oder ob nicht zumindest ein geringes Beintraining von Vorteil wäre. Durch das sehr ausgeprägte Oberkörper- und stark vernachlässigte Beintraining bekommt der Kanute seine auffällige Körperform, die gerne auch mal als Mohrrübe bezeichnet wird. Also oben breit und nach unten hin immer schmaler werdend. Wodurch wir uns übrigens prima von den Ruderern unterscheiden, als die wir Kanuten irrtümlicherweise gerne bezeichnet werden. Denn diese haben auch immer sehr gut trainierte Beine, da sie diese sehr stark bei ihrer Technik nutzen.

Abb. 1: Bankziehen: Eine der Grundübungen im Kanu-Krafttraining für einen starken Rücken

Abb. 1: Bankziehen: Eine der Grundübungen im kanu-Krafttraining für einen starken Rücken

In der Regel werden mehrgelenkige Übungen gewählt, die relativ große Muskelgruppen mit einbeziehen. Es soll möglichst nah an der Realität trainiert werden. Somit wird das Zusammenspiel der Muskeln trainiert, welches auch für die komplexe Paddeltechnik nötig ist. Wichtig ist auch, die Antagonisten nicht zu vernachlässigen. Da die Paddelbewegung eine reine Zugbewegung ist, muss vor allem beim Krafttraining darauf geachtet werden, dass auch die Gegenspieler, wie beispielsweise der Pectoralis, trainiert werden, um Verletzungen und Fehlhaltungen vorzubeugen, sowie um maximale Kraftleistungen zu ermöglichen. Denn diese sind nur bei einer ausgewogenen Ausprägung der Muskulatur möglich. Auch nicht vernachlässigt werden darf die Muskulatur um die Schultern herum, insbesondere die Rotatorenmanschette.(Übungen zur Stärkung der Rotatorenmanschette) Im Bereich der Schultern finden wir im Kanusport die meisten Verletzungen vor, und diese sind meist bedingt durch Technikfehler und Fehlhaltungen aufgrund einer zu schwachen Schulter– und Nackenmuskulatur.

 

Manuel Matzka

 

Quellenangabe

1. Kahl et al. (2005). DKV-Rahmentrainingskonzeption; Duisburg: DKV-Wirtschafts- und Verlags GmbH

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