Grip Balancer, Rollybar, Turntillburn, Balls & Rock Rings 3D

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In diesem 2. Teil zum Thema Griffkrafttraining (nicht nur) für Kletterer: Sportexperte und Profikletterer Jürgen Reis testet den Grip Balancer, die Rollybar, die Turntillburn Stange, Lapis-Bälle in verschiedenen Größen und die Metolius Rock Rings 3D.

Mit dem Griffboard als kletterspezifisches Trainingsgerät (s. Teil 1 dieser Serie) sind Sie auf jeden Fall gut bedient. Den Kauf nachfolgender Trainingsgeräte ins geneigte Auge zu fassen, zahlt sich bestimmt ebenso au:

– Grip Balancer

– Rollybar

– die Turntillburn Stange

– Lapis-Bälle in verschiedenen Größen

– Metolius Rock Rings 3D

 

Neues – und wackeliges – Terrain

All diese Geräte haben die besondere Gemeinsamkeit einer gewissen Labilität oder Flexibilität, da sie an ihrer Aufhängung mehr oder weniger frei schwingen – anders als beim Klettern, Campusboard oder Griffboard, wo der Kletterer es (hoffentlich!) ausschließlich mit fixierten Griffen zu tun hat. Das Training daran bietet daher sehr viel Abwechslung, Spaß und neue Trainingsreize, insbesondere für die Griff- und Stabilisierungsmuskulatur. Die ursprünglich aus der Reha stammende Idee fand ursprünglich in anderen Sportarten Anwendung, wo (Zusatz-)Training mit flexiblen Geräten oder auf flexibler Unterlage durchgeführt wird. Kniebeugen auf Wackelbrettern, Crunches oder sogar Bankdrücken auf Swiss Balls folgen demselben Grundmuster. Die bewältigbare Last geht teils eklatant zurück, aber die Stabilisationsmuskeln müssen dafür feuern wie verrückt. Das rechnet sich später bei der Zielübung oder eben der eigentlichen Hauptsportart, wo es wieder an die „Volllast“ geht.

 

Von der Oh-oh-Erfahrung zum Aha-Moment!

Vorweg sei gesagt, dass schon der „normale Klimmzug“ an diesen Geräten eine ganz eigene Herausforderung darstellt. Durchaus möglich, dass man sich an der Klimmzugstange weit im 2-stelligen Wiederholungsbereich befindet, aber hierbei Mühe hat, auch nur einen einzigen (!) korrekten Klimmzug hinzubringen. Jedenfalls sind Sie gut beraten, sich mental darauf einzustellen, dass auch die Wiederholungszahlen drastisch sinken. Dafür steigen Intensität, Konzentration und die von mir im Zweifelsfall immer streng bevorzugte Trainings-Qualität! 

  

Der Grip Balancer

Der Grip Balancer

Der raffinierte Grip Balancer des gleichnamigen österreichischen Produzenten „grip-balance.com“ ist sozusagen das „Wackelbrett“ unter den spezifischen Griffkraft-Geräten. Im Prinzip handelt es sich dabei um nichts anderes als um eine in einem Rahmen frei aufgehängte Leiste, die etwas nach vorne kippen kann. Das Austarieren verlangt einiges an muskulärer Kontrolle. Erklärtes Ziel ist es, die Griffjustierung beim Bouldern zu simulieren, und das gelingt hervorragend.

 

Lapis Rollybar

Die Lapis Rollybar

Die Rollybar des slowenischen Herstellers „Lapis“ ist eine Art an Bändern aufhängbares Trapez. Aber eines, das es in sich hat. Oder um sich. Der Griff ist etwas dicker als üblich, und – das ist der Clou – um eine Innenachse frei drehbar. Da kugelgelagert reagiert die Stange überaus sensibel. Der Griff muss eisern sein, aber zudem auch irgendwo gefühlvoll angebracht werden, sonst dreht man sich ganz schnell raus aus der Idealposition und kann sich kaum noch halten. Deshalb sollte man das Gerät auch eher in „angenehmer Absprunghöhe“ anbringen.

Verwenden Sie v. a. als Kletterer einen Rist- oder Obergriff (Handflächen zeigen weg vom Körper), keinen Kammgriff (Handflächen zum Körper) oder gar Zwiegriff (eine Hand Rist-, andere Kammgriff), denn damit würde man gegen die Intention des Rollybar arbeiten. Ich persönlich bevorzuge die „dicke Rollstange“ primär für Klimmzugübungen, wie auch das Bild in diesem Bericht zeigt.

Für gezieltes Unterarm-Attackieren ist meines Erachtens das nächste Trainingsgerät sogar noch besser geeignet.

 

Turntillburn Stange

Die Turntillburn Stange

Dass Schweizer Ingenieure weit mehr als „nur“ präzise, perfekt rund laufende Uhrwerke produzieren, weiß ich bereits seit 2001. Damals wurde in einer der besten deutschen Kletterhallen ein solcher „Turntillburn Rollbalken“ montiert. Sofort davon fasziniert, kam mir dieser dennoch erst aufgrund einer kleinen Finger-Überlastung 2010 wieder in den Sinn. Seit 2011 ist das Trainingsgerät der Schweiz bei mir im Hauptquartier. Der Effekt: Die Blutzufuhr in den Unterarm wird rasant gestoppt – sogar bei „nur“ statischem Hängen. Zeitgleich öffnen sich die Tränendrüsen weit – selbst bei einem Weltcupkletterer. Das garantiere ich Ihnen! Noch schlimmer wird’s beim Bewegen der kugelgelagerten Stange bzw. beim Öffnen und Schließen der Handflächen. Mein Fazit bleibt: Ich bin und bleibe ein begeisterter Fan der „Schweizer Rollstange“! Eine 1a-Übung für Ihren Mega-Grip!

 

Lapis „Rolly Balls“ in Größe S oder L

Die Rolly Balls

Feste Bälle an Befestigungen aufzuhängen und daran Klimmzüge zum machen, ist eine weitere kreative Möglichkeit, Neuland zu betreten. An sich kann man solche Geräte mit etwas handwerklichem Geschick leicht selber machen. Für Nicht-Bastler und alle, die auf der sicheren Seite gediegen professioneller Verarbeitung bleiben wollen, geht es noch einfacher, indem man diese Bälle, ebenso wie die „Rollybar“, des Herstellers Lapis ordert. Zwei verschiedene Größen sind im Angebot, klar, ich empfehle beide – more variation, more fun!

 

Metolius Rock Rings 3D

Metolius Rock Rings 3D

Eine pfiffige Sache hat sich der US-Griffelemente und Kletter-Equipmenthersteller Metolius ausgedacht. Genau dort, nämlich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, machte ich im Winter 2009 übrigens meine ersten „hoch-laktaziden“ Erfahrungen mit den portablen „Allzwecktools“. Das Foto zeigt mich in einem Kletter-GYM in Huntington Beach (Kalifornien). Und keine Sorge: Die Perspektive des Fotos täuscht! Die „Rock Rings 3D“ sind nur ca. 15 x 25 cm große, trapezförmige Griffstücke, mit 3 Leisten unterschiedlicher Größe für die ersten 2 Fingerglieder.

Fazit: Transportabel, komfortabel, überall aufhängbar und somit absolut zu empfehlen.

 

Trainingsmöglichkeiten fürs Krafttraining der Griffkraft in der Offseason oder für zu Hause im Taschenformat gibt es also ohne Ende. Selbst ich nutze sie regelmäßig in meinen Rohkraft-Trainings Nachmittags, obwohl mein Haupttraining natürlich aus Klettern an der Wand in der Halle besteht.

Und … Sie dürfen gespannt sein. Denn weitere „Kletterkraft-Gerätschaften“ folgen in Teil 3.

 

Viel Spaß und bis bald !

Ihr Jürgen Reis (mit Nikolai Janatsch)

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Über den Autor

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