Sehnenprobleme an der unteren Extremität gehören zu den häufigsten Sportüberlastungsschäden überhaupt. So sind Achillessehnenbeschwerden dicht gefolgt von Kniesehnenbeschwerden die häufigsten Überlastungsschäden bei Läufern.
In einer eigenen Untersuchung mit 291 Laufsportlern im mittleren Alter von 42+/-9 Jahren mit einer wöchentlichen mittleren Laufdistanz von 65 km/Woche waren Überlastungsschäden mit 0,07 Verletzungen pro 1000 Laufkilometer 7-mal häufiger als Akutverletzungen (0,01/1000 km).(1)
Achillessehnenprobleme waren dabei der häufigste Überlastungsschaden mit 0,02/1000 km, gefolgt von Patellasehnenbeschwerden (0,01/1000 km) und shin splints (0,01/1000 km). Achillessehnenrisse (Sportverletzung: Achillessehnenruptur) dagegen wurden nur sehr selten beobachtet (0,001/1000 km). Der mittlere Teil der Achillessehne war doppelt so häufig betroffen im Vergleich zur fersennahen Insertion der Achillessehne.
Eine Reihe an intrinsischen und extrinischen Risikofaktoren für die Entwicklung von Achillessehnenproblemen sind bekannt.(2) Männliches Geschlecht, Alter über 40 Jahre, eine positive Familiengeschichte oder auch Lauf– oder Fußballsport sind häufige Risikofaktoren für eine Achillestendinopathie. Medikamentös kann eine Chinolonantibiotikatherapie Achillessehnenprobleme auslösen.
Die Diagnose
Die Diagnostik von Achillessehnenbeschwerden sollte mit einer hochauflösenden Power-Doppler-Sonographie durchgeführt werden. Bei Achillessehnenbeschwerden kann man für gewöhnlich am Ort des Schmerzes Neogefäße nachweisen(3), die in die häufig spindelförmig erweiterte schmerzhafte Achillessehne einstrahlen. Diese Neogefäße sind mit Schmerzfasern überzogen.(4) Je mehr Neogefäße in Ruhe nachweisbar sind, desto größer ist der Schmerz.
Die Power-Doppler-Sonographie kann prognostische Informationen über Sportverletzungen liefern. Eine Untersuchung aus Freiburg mit 634 asymptomatischen Laufsportlern(5), die über ein Jahr nach einer Power-Doppler-Sonographie verfolgt wurden, zeigte, dass der Nachweis von Neogefäßen ein relatives Risiko von 7 für die Entwicklung von Achillessehnenbeschwerden innerhalb eines Jahres darstellte. Eine positive Familiengeschichte erhöhte das Risiko 4-fach.
Prävention
Die Prävention von Achillessehnenbeschwerden kann nach einer Power-Doppler-gestützten Risikoanalyse bei Achillessehnenproblemen durch ein exzentrisches Krafttrainingsprogramm sowie ein sportartspezifisches propriozeptives Training umgesetzt werden.
In einer eigenen Studie bei den Damen des FC Bayern München zeigte eine propriozeptive Trainingsintervention über 3 Jahre eine signifikante Reduktion der Achillestendinopathie und Patellatendinopathie.(6) Je mehr propriozeptiv trainiert wurde, desto größer war die präventive Wirkung auf die Sehnenprobleme.
Zukünftig kann gegebenenfalls sogar über die gezielte Genomanalyse das Risiko für die Entwicklung einer Achillestendinopathie weiter klassifiziert werden.(7)
Prof. Dr. med. Karsten Knobloch, FACS
Quellenangabe:
1. Knobloch K, Yoon Z, Vogt PM. Acute and overuse injuries correlated to hours of training in master running athletes. Foot Ankle Int 2008;29 (7):671-6.
2. Knobloch K, Hüfner T. Konservative Therapie der Achillestendinopathie. Unfallchirurg 2010;113(9):705-11.
3. de Vos RJ, Weir A, Cobben LP, Tol JL. The value of power Doppler ultrasonography in Achilles tendinopathy: a prospective study. Am J Sports Med 2007;35(10):1696-701.
4. Alfredson H, Ohberg L, Forsgren S. Is vasculo-neural ingrowth the cause of pain in chronic Achilles tendinosis? An investigation using ultrasonography and colour Doppler, immunohistochemistry, and diagnostic injections. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2003;11(5):334-8.
5. Hirschmüller A, Frey V, Konstantinidis L, Baur H, Dickhuth HH, Südkamp NP, Helwig P. Prognostic value of Achilles tendon Doppler sonography in asymptomatic runners. Med Sci Sports Exerc 2012;44(2):199-205.
6. Krämer R, Knobloch K. A soccer-specific balance training program for hamstring muscle and patellar and achilles tendon injuries: an intervention study in premier league female soccer. Am J Sports Med 2009;37(7):1384-93.)
7. September AV, Posthumus M, Colllins M. Application of genomics in the prevention, treatment and management of Achilles tendinopathy and anterior cruciate ligament ruptures. Recent Pat DNA Gene Seq 2012 Jul 4.