Sportverletzung: Sehnenriss (Sehnenruptur)

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Als Sehnenriss bezeichnet man die teilweise oder vollständige Zerreißung einer Sehne durch eine Belastung, die deren Belastbarkeit übersteigt. Er ist daher eine oft vorkommende Sportverletzung. Björn Reindl erklärt Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung.

Prinzipiell kann jede Sehne im Körper reißen. Die bekanntesten Rupturen sind:

– Bicepssehenruptur

– Patellasehnenruptur (unterhalb der Kniescheibe)

– Quadricepssehnenruptur (oberhalb der Kniescheibe)

– Achillessehnenruptur

– Rupturen der Rotatorenmanschette (Video: Funktion und Verletzungen der Rotatorenmanschette).

 

Ursachen

Meistens sind die betroffenen Sehnen durch lange Fehlbelastung vorgeschädigt. Diese können bei Achsfehlstellungen der Beine (bei Achillessehne und Patellasehne) oder Fehlhaltung des Schultergürtels (Bicepssehne, Rotatorenmanschette, lange Bicepssehne) vorkommen, oder es handelt sich um Sportverletzungen durch sportliche Überlastung. Auch bei langanhaltenden Entzündungsprozessen, z. B. bei Rheumatikern, tritt mit der Zeit eine Auffaserung der Sehnen ein, die zu einer Ruptur führen kann. Regelmäßige Kortisoninjektionen im Bereich der Sehnen können ebenfalls Auslöser für einen Riss sein. Zwar wirkt Kortison antiproliferativ und antientzündlich auf das Gewebe, aber das heißt auch, dass die Phase der Wundheilung, wie sie in einer entzündeten Sehne von Natur aus vorkommt, behindert wird: Die Sehne fasert auf und wird weniger belastbar.

Auch ohne diese Risikofaktoren ist ein Zerreißen des Sehnenapparates möglich. Dies geschieht häufig in Situationen, auf die der Körper nicht vorbereitet ist und bei denen die spontane Belastung der Sehne um ein vielfaches höher ist als deren Belastbarkeit. Ein Beispiel hierfür ist das Auffangen von Menschen (beim Rock’n’Roll oder anderen Tanzsportarten) oder von Gegenständen, deren Gewicht man unterschätzt hat. Hier hat der Muskelsehnenapparat die falsche Vorspannung und es kann zum Zerreißen kommen.

Weiterhin gibt es im Körper einige Sehnen, die prädisponiert im Alter auch ohne Trauma durch die normale Degeneration reißen. Hierzu gehören die Rotatorenmanschette oder die lange Bicepssehne im Bereich der Schulter.

 

Symptome

Man sollte eigentlich denken, dass es vor allem mit sehr großen Schmerzen einhergeht, wenn eine Sehne reißt. Tatsächlich trifft das aber nicht auf alle Rupturen zu. Bei der Achillessehne kommt es darauf an, wo sich der Riss befindet und welches umliegende Gewebe zu Schaden kommt. Auch der Schwellungszustand ist von diesen Faktoren abhängig. Eine Sehne ist an sich kein sehr gut durchblutetes Gewebe, wodurch große Schwellungen oder Einblutung entstehen könnten.

Die Bicepssehne, vor allem wenn sie im Bereich des Ellbogens reißt, wird in der Regel unter Schmerzen reißen, denn im verzweigten Ansatzbereich findet man viel gut durchblutetes Gewebe und andere Muskulatur.

Die lange Bicepssehne im Bereich der Schulter ist oft ein Opfer von Degeneration und reißt unter Umständen ohne Trauma fast unbemerkt von den Betroffenen, denn andere Muskeln können ihre Funktion übernehmen.

Der traumatische Riss einer Sehne ist meistens mit einem lauten, peitschenknallartigen Geräusch verbunden und immer mit einer sofortigen Funktionseinbuße. Bei der Patella-, Quadriceps- oder Achillessehne hat dies einen sofortigen Verlust der Körperstabilität zur Folge.

 

Diagnose

Im Tastbefund ist der Muskelbauch des betroffenen Muskels verrutscht. In einigen Fällen ist dieses sogar sichtbar. Bei Quadriceps- oder Patellarsehnenrupturen kann man einen Patelletiefstand oder -hochstand erkennen.

Frakturen oder knöcherne Ausrisse am Ansatzpunkt der Sehnen sind immer differentialdiagnostisch abzugrenzen. Gegebenenfalls kann man eine Ultraschalluntersuchung machen. Bei Unklarheiten wird spätestens im MRT der Riss sichtbar.

 

Therapie

Teilrupturen können unter Umständen noch konservativ behandelt werden. Hier gilt es, eine größtmögliche Entlastung der Sehne herbeizuführen.

Ist die Achillessehne betroffen heißt das z. B., dass für ungefähr 6 Wochen eine Fersenerhöhung in einer Orthese getragen werden muss. Ähnlich wie bei einem Stöckelschuh werden hier die Sehnen angenähert und damit entlastet. Der Heilungsfortschritt wird regelmäßig mit Ultraschalluntersuchungen überprüft, bis die Sehne langsam wieder an ihren normalen Dehnungszustand ohne Erhöhung gewöhnt wird.

Die lange Bicepssehne wird oft nicht refixiert, wenn sie aufgrund von Degeneration gerissen ist. Dadurch ist sie aufgefasert und für eine Naht nicht stabil genug. Andere Muskeln, darunter auch der kurze Bicepskopf, übernehmen ihre Aufgaben. Manchmal fixiert sich die Sehne von selbst unterhalb der Schulter am Oberarm.

Eine Quadriceps- oder Patellasehnenruptur wird in der Regel operativ versorgt.

 

OP-Möglichkeiten und Nachbehandlung

Generell gilt: Je früher operiert wird desto einfacher ist es. Der Körper beginnt sofort nach dem Riss mit den „Aufräumarbeiten“. Sofern die Sehnenenden nicht zu weit auseinander liegen, bildet er Narbengewebe, sog. Neosehnen. Diese sind unbehandelt allerdings unfunktionell, da sie zu lang sind und es bleibt bei dem Funktionsverlust der Muskulatur.

 

Achillessehne

Ist es bei der Achillessehne zu einem knöchernen Abriss gekommen, wird das abgerissene Knochenstück wieder am Fersenbein angeschraubt.

Ist die Sehne in ihrem Verlauf gerissen, wird sich der Operateur je nach Zustand der Sehne für ein Nahtverfahren entscheiden. Es gibt bei dieser OP sowohl minimal-invasive Verfahren wie auch offene Operationen. Findet man stark aufgefaserte Sehnenenden vor, kann es nötig werden, umliegende Sehnen zu verwenden, um den Defekt zu beheben.

Auch eine OP macht das Tragen einer Orthese mit Fersenerhöhung nötig, denn die frische Naht darf keine große Dehnung erfahren. Zwischen der 8. und 10. Woche post-OP ist noch einmal Vorsicht geboten, die Gefahr der erneuten Ruptur ist hier besonders hoch. Durch intensive Physiotherapie wird die Erhöhung nach und nach reduziert und die normale Dehnfähigkeit der Sehne und die optimale Ausrichtung der Fasern erarbeitet. Nach angepasster Kräftigung und viel koordinativem Training kann nach 4-6 Monaten wieder mit lockerem Laufen begonnen werden.

Bei komplikationslosem Verlauf erreicht die operierte Sehne wieder 90 % ihrer natürlichen Belastbarkeit.

 

Kniebereich

Die Behandlung der Rupturen im Kniebereich erfolgt meistens operativ. Je nach Lokalisation der Ruptur (Quadriceps- oder Patellasehne) wird eine Nahttechnik zum Einsatz kommen, sowie ein Nahtanker, der bei Rupturen in Knochennähe zusätzlich fixiert wird.

Bei betroffener Patellasehne wird zusätzlich zur Naht der Sehnenenden eine Drahtcerclage zwischen der Patella und der Tuberositas tibiae (dem Ansatzpunkt der Sehne am Schienbein) angelegt. Durch diese kann eine frühfunktionelle Therapie stattfinden, da sie die Naht der Sehne entlastet. Nach 3-6 Monaten sollte diese Cerclage wieder entfernt werden, es sei denn, sie reißt vorher durch die Physiotherapie. Dann wird sie früher herausgenommen.

 

Lange Bicepssehne

Wie oben bereits erwähnt werden Risse der langen Bicepssehne meist nicht operativ behoben. Im Bereich des Ellbogens ist es allerdings wichtig, die Sehne zu refixieren, denn sonst geht die starke supinatorische Wirkung (Handfläche nach oben drehen) des Muskels verloren.

Eine häufige Art der Refixation ist das Anbohren des Radius (Speiche, Ansatzpunkt der Sehne) und das Einfädeln der Sehne in dieses Loch und dortige Fixation mithilfe eines Nahtankers. Es sollte auch hier Physiotherapie erfolgen, um die Dehnfähigkeit und Geschmeidigkeit der Sehne wiederherzustellen und Kontrakturen zu vermeiden.

 

Björn Reindl

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Björn Reindl

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