Wollen Sie den gefürchteten Tennisellbogen vermeiden – oder auch therapieren? Dann befolgen Sie diese Regeln.
Falls Sie Tennis, Squash oder Racquetball spielen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie eines Tages unter einem „Tennisellbogen“ leiden werden. Dieser entzündliche Zustand, der oft mit Gelenksteife, muskelkaterähnlichen bis hin zu starken Schmerzen einhergeht, betrifft bis zu 45 % derjenigen, die regelmäßig eine Schlägersportart betreiben.
Der Tennisellbogen ist im Wesentlichen eine durch Überbeanspruchung hervorgerufene Verletzung. Durch das Schlagen des Balls kommt es ständig zu Kontraktionen der mit dem Ellbogengelenk verbundenen Muskulatur. Dies führt zwangsläufig zu einer vermehrten Beanspruchung des Ellbogens. Im Moment des Ballaufpralls auf den Schläger wird diese Krafteinwirkung automatisch auf den Unterarm und von dort auf den Ellbogen übertragen. Die wiederholte Krafteinwirkung traumatisiert das Gewebe rund um den Ellbogen, führt zu Entzündungen und Schmerzen. Leider führt kontinuierliche Spielpraxis zu einer Verschlechterung des Zustands. Die Schmerzen werden schlimmer, und es kommt zu einem „steifen“ Ellbogen, welcher aus einer Verdickung des Synoviums, der das Ellbogengelenk umgebenden Gelenkhaut, resultiert. Normale Bewegungsabläufe wie das Drehen eines Türknaufs, das Halten eines Regenschirms oder Händeschütteln können so zu buchstäblichen Albträumen werden.
Ellbogenprobleme werden klassifiziert in „Rückhand-” oder „Vorhand-Tennisellbogen”. Der Rückhand-Ellbogen resultiert typischerweise aus fehlender Kraft im Streckmuskel des Unterarms (der Muskel, der sich an der Außenseite des Ellbogens befindet) bzw. aus schlechter Spieltechnik. Wenn ein Spieler beispielsweise Rückhandschläge mit nach vorne gestrecktem Ellbogen ausführt, so steht der Schlägerkopf zu Beginn des Schlages hinter dem Ellbogen zurück. Kurz vor dem Aufprall muss der Schläger nun stark beschleunigt werden und bewegt sich daher sehr viel schneller als der Ellbogen. Im Moment des eigentlichen Schlags wird der Schläger dann abrupt abgebremst, und die Kraft des Aufpralls wird direkt auf den Ellbogen übertragen. Hier können Sie Abhilfe schaffen, indem Sie den Rückhandschlag mit dem gesamten Arm ausführen – anstatt den Unterarm über das Ellbogengelenk nach vorne schnellen zu lassen. Der Vorhand-Tennisellbogen ist unter Anfängern weit weniger verbreitet, hauptsächlich, da bei einem durchschnittlichen Tennisanfänger die innere Ellbogenmuskulatur besser entwickelt ist als die äußere. Profi-Tennisspieler sind hier weitaus mehr gefährdet. In ihrem Bemühen, dem Ball mehr „Spin“ zu verleihen (für Vorhand-Topspins oder Spin-Aufschläge), belasten sie das Handgelenk übermäßig, was wiederum zur Überbeanspruchung des inneren Ellbogens führt. Leider verringert in diesem Falle die Spielerfahrung keineswegs das Erkrankungsrisiko. Vielmehr zeigen Studien auf, dass die Anzahl von Tennisellbogen-Erkrankungen mit dem Alter und steigender Spielpraxis zunimmt. Bedauerlicherweise dauert es zudem auch länger, Tennisellbogen bei älteren Spielern zu therapieren.
Die folgenden Schritte werden Ihnen dabei helfen, das Risiko auf einen Tennisellbogen zu begrenzen.
– Arbeiten Sie mit einem sachkundigen Trainer an Ihrer Technik.
– Vergewissern Sie sich, dass der Griff Ihres Schlägers die für Sie richtige Größe hat. (Ein zu großer oder zu kleiner Griff führt dazu, dass die Muskeln Ihres Handgelenks schneller ermüden. Das Handgelenk wird dadurch instabil und Ihr Ellbogen zu sehr belastet.)
– Spielen Sie auf Sand- oder Rasenplätzen (Beton- oder andere Hartplätze erhöhen die Ball- und Aufprallgeschwindigkeit und somit die Beanspruchung des Ellbogens).
– Spielen Sie mit flexibleren Schlägern. (Je steifer der Schläger ist, desto höher ist die Belastung, die auf den Arm übertragen wird).
– Lassen Sie Ihren Schläger nicht zu fest bespannen. (Je fester die Bespannung, desto höher die Belastung).
– Machen Sie Krafttraining für Ihre Handgelenkmuskeln sowie für die innere und äußere Ellbogenmuskulatur. Gute Übungen für die Handgelenke sind unter anderem das Zusammendrücken eines Tennisballs, Wrist Curls und Kurzhanteldrücken (Dumbbell Extensions).
– Machen Sie Stretchübungen für Ihre Handgelenksmuskulatur sowie die innere und äußere Ellbogenmuskulatur – entweder nach dem Spiel oder nach dem Aufwärmen mit leichtem Schlagtraining.
– Spielen Sie nicht mehr als 4-mal pro Woche. Falls Sie nach einem Spiel Schmerzen verspüren, spielen Sie erst wieder nach Abklingen der Schmerzen.
Und was ist, wenn Ihnen ein Tennisellbogen trotz dieser nützlichen Vorbeugemaßnahmen Ihr (Spieler-)Leben schwer macht? Die nächsten Schritte werden Ihnen bestimmt helfen:
– Kühlen Sie Ihre schmerzenden Ellbogen mehrmals für jeweils 10–12 Minuten mit Eis. Machen Sie 20 Minuten Pause nach jeder Anwendung.
– Nehmen Sie entzündungshemmende Tabletten nach den Anweisungen Ihres Arztes ein.
– Tragen Sie eine entzündungshemmende Creme auf Ihr Ellbogengelenk auf.
– Wenden Sie Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) an. Diese hat in wissenschaftlichen Studien schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung gezeigt.
– Wenn Sie wieder schmerzfrei sind, versuchen Sie es einmal mit dem Tragen einer Unterarmorthese während des Spiels. Die Orthese wird mit einem Mindestabstand von gut 2,5 cm zum Ellbogengelenk um Ihren Unterarm angebracht. Sie ändert ganz leicht den Zugwinkel auf Ihre Ellbogensehnen, was wiederum zur besseren Verteilung der Krafteinwirkung auf Ihren Ellbogen führt. Zudem soll sie außerdem einen Teil des Stoßes abdämpfen.
Noch ein Wort zum Schluss: Ein Tennisellbogen muss Sie nicht unbedingt um das Vergnügen Ihrer Lieblingssportart bringen. Wenn Sie Ellbogen und Handgelenke stärken und Ihr Spiel leicht anpassen, sollten Sie es schaffen, Ihren Tennisellbogen „ohne Satzverlust“ zu schlagen.
Owen Anderson