Die Bundesliga-Saison 2015/16 steht vor der Tür! Die Profis quälen sich, um bestens auf die neue Saison vorbereitet zu sein. Dabei vertrauen sie auf viele Diagnostikelemente, wie Laktat-, Kraft-, Beweglichkeits- und Ausdauertests, um den aktuellen Fitnessstand messen und vergleichen zu können.
In Amateurvereinen blieb eine solche Diagnostik zumeist auf der Strecke. Jedoch wäre auch hier eine abgespeckte Version einer Leistungsdiagnostik sinnvoll, da Amateurfußballer nicht im Fußballsport ihren Lebensunterhalt verdienen, sondern eben in der Wirtschaft. Das der Arbeitgeber nicht besonders angetan ist, wenn sich sein Schützling das Knie verletzt, ist mit Sicherheit auch jedem klar.
Studie des FIFA Medical Centre of Excellence in Regensburg
Passend zu dieser Thematik wollen wir euch eine Interventionsstudie des FIFA Medical Centre of Excellence, angesiedelt am Universitätsklinikum Regensburg und dem Sportinstitut der Uni Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Fußballverband (BFV), der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) und dem wissenschaftlichen Projekt Return-to-play vorstellen, die sich genau jener Problematik widmet. Auch im Amateurfußball kann gezielte Verletzungsprävention betrieben werden. Daher werden momentan rund 50 Fußballvereine der vierten bis sechsten Liga umfassend getestet und über ein umfangreiches Präventionsprogramm während der Saison 2015/16 betreut. Kern der Studie ist dabei die systematische Verletzungsanalyse von Mannschaften der Regionalliga Bayern, Bayernliga und Landesliga.
50 Teams mit 1.000 Spielern untersucht
Die Studie ist dabei so aufgebaut, dass neben Online-Befragungen sowohl von Trainern als auch von Spielern alle teilnehmenden Vereine (über 50 Teams mit insgesamt etwa 1000 Spielern) auch Vorsorge-Untersuchungen und Leistungstest am Anfang und Ende der Saison absolviert werden. Weiterhin werden spezifische Präventionsübungen während der Saison in die Trainingseinheiten eingebunden. Spezialisten des FIFA Medical Center Regensburg betreuen dazu diejenigen Spieler, die während der Saison eine schwere Knieverletzung erleiden von der Reha-Phase bis zur Rückkehr auf den Platz.
Welche Faktoren haben Einfluss auf Verletzungen?
„Wir wollen herausfinden, welche Problematiken es mit
schweren Verletzungen unterhalb der Profiligen gibt und welche Faktoren einen Einfluss auf Verletzungen haben, um dann konkrete Handlungsempfehlungen für die Prävention zu geben. Davon profitieren alle Vereine an der Fußballbasis“, betont Dr. Werner Krutsch, Studienleiter am FIFA Medical Centre Regensburg und BFV-Verbandsarzt. Mehrere internationale Studien hatten bereits nachgewiesen, dass die Anzahl von Verletzungen durch spezielle Programme um bis zu 50 Prozent reduziert werden kann. „Schwere Verletzungen sind sowohl für den Spieler als auch den Verein eine große Belastung. Die Untersuchung liefert insbesondere den Trainern wichtige Erkenntnisse für ihre Arbeit“, erklärt BFV- Vizepräsident Reinhold Baier.
Ziel: Verletzungszahlen signifikant senken
Auftraggeber der Studie ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), bei der bezahlte Sportler, im Fußball vor allem Vertragsamateure und Lizenzspieler, gesetzlich unfallversichert sind. „Sportunfälle sind kein Schicksal. Gemeinsames Ziel des Sports und der VBG ist es, nachweisbar die Verletzungszahlen im bezahlten Sport und damit die Beiträge zur gesetzlichen Unfallversicherung zu senken“, erklärt Dr. Andreas Weber, Direktor Prävention der VBG. Im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung hat das FIFA Medical Centre Regensburg den Zuschlag zur Durchführung der Studie in Zusammenarbeit mit dem BFV erhalten.
Das FIFA Medical Centre of Excellence
Fußballmedizin in Bayern: 2009 ist das FIFA Medical Centre Regensburg, angesiedelt am Universitätsklinikum Regensburg, als sechstes Zentrum weltweit von der FIFA zum Exzellenzzentrum für Fußballmedizin ernannt worden. Um medizinische Größen wie Professor Dr. Michael Nerlich (Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie des UKR), DFB-Physiotherapeut Klaus Eder (Eden-Reha) oder Professor Dr. Peter Angele (sporthopaedicum) erfolgt seitdem am FIFA Medical Centre Regensburg der Aufbau eines fußballmedizinischen Netzwerks mit dem Ziel, die medizinische Versorgung für Fußballspieler zu verbessern. Seit 2014 kooperiert der Bayerische Fußball-Verband mit dem FIFA Medical Centre Regensburg, zum Beispiel bei der sportmedizinischen Betreuung seiner Auswahlspieler(innen) und der BFV-Nachwuchsleistungszentren. Verbandsarzt des BFV ist Dr. Werner Krutsch, ehemaliger Profi-Fußballspieler und Facharzt in der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg.
Lesen Sie auch:
„Sportunfällen kann präventiv gegengesteuert werden!“
Quelle:
Verletzungsprävention im Amateurfußball – Große Studie in Bayern