Mit Rheuma bezeichnet man ziehende oder reißende Schmerzen in Knochen und Gelenken. Hinter diesen Schmerzen kann sich eine Vielzahl an Krankheiten verbergen, deren Ursachen zum großen Teil noch unbekannt sind. Von rheumatischen Beschwerden können sowohl junge als auch alte Menschen betroffen sein.
Checkliste für rheumatische Erkrankungen
– Rheuma kann in jedem Alter auftreten
– Erste Symptome sind geschwollene und gerötete Gelenke und Gelenksteifheit
– Es treten Entzündungen in Gelenken, Weichteilen, Bindegewebe oder Organen auf
– Diagnosestellung und Therapie sollten frühzeitig beginnen
– Ursache ist eine Kombination aus Erb- und Umweltfaktoren
– Rauchen ist ein entscheidender Risikofaktor
– Eine fleischarme Ernährung ist zu empfehlen
– Die Behandlung mit Medikamenten stoppt die Erkrankung oft erfolgreich
– Physiotherapie erhält die Beweglichkeit der Gelenke
–Kältetherapie behandelt sehr erfolgreich Schmerzen und hemmt Entzündungen
Was bedeutet Rheuma?
Die Bezeichnung Rheuma kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Strömung“ oder „Fluss“. Im übertragenen Sinne bezeichnet Rheuma fließende, ziehende oder reißende Schmerzen, die im Körper auftreten und oft zu einer Funktionseinschränkung führen. In der Umgangssprache sind damit Krankheiten gemeint, die zu Schmerzen in Gelenken, Knochen und Muskeln auftreten. Medizinisch korrekt wird Rheuma als „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“ bezeichnet. In der Rheumatologie werden heute Hunderte verschiedener Krankheiten zusammengefasst, die durch Entzündungen verursacht werden. Rheuma ist somit ein Überbegriff für viele verschiedene Erkrankungen, keine spezifische Diagnose. Rheuma kann nicht nur „harte“ Strukturen wie Knochen oder Gelenke betreffen, sondern auch Muskeln, Bänder und Sehnen befallen. Auch fast alle Organe können von von Rheuma betroffen sein, so gibt es beispielsweise rheumatische Herzmuskelentzündungen, Augenentzündungen oder rheumatische Entzündungen des Darms oder der Nerven.
Rheuma kann jeden treffen
Rheumatische Erkrankungen sind keineswegs nur harmlose Krankheiten, die ältere Menschen betreffen. Rheuma kann in jedem Alter auftreten, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer. Im Kindesalter tritt häufig eine Juvenile Idiopathische Arthritis auf, die früh erkannt werden muss und auch frühzeitig behandelt werden sollte. Bei jeder Form von Rheuma ist eine frühe Diagnose und konsequente Therapie entscheidend für den Verlauf der Erkrankung. Wird Rheuma nicht behandelt, schreitet die Erkrankung immer weiter voran und führt zu starken Funktionseinschränkungen des Bewegungsapparates. Allerdings ist der Krankheitsverlauf von Person zu Person sehr unterschiedlich und sehr schwer vorauszusagen. Manche Menschen erleiden nur einen isolierten Schub der Krankheit und sind danach beschwerdefrei, bei anderen Menschen entwickelt sich die Krankheit chronisch und führt zu starker Gelenkzerstörung. Wenn innere Organe betroffen sind, kann Rheuma sogar lebensgefährlich werden.
Chronische Polyarthritis ist die häufigste chronische Gelenkentzündung
Chronische Polyarthritis, die auch Rheumatoide Arthritis genannt wird, ist eine der häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Von dieser Krankheit sind weltweit 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung betroffen, wobei Frauen doppelt so häufig erkranken wie Männer. Die Krankheit tritt meist bei Erwachsenen höheren Alters auf, aber auch Kinder können schon betroffen sein. Auch bei dieser Erkrankung ist der Verlauf sehr individuell. Hauptsächlich äußert sich die Chronische Polyarthritis in Entzündungen und Beschädigung der kleinen Gelenke (z. B. Finger).
Dabei entzünden sich Schleimbeutel, Sehnenscheiden und besonders die Innenhäute von Gelenken. Entscheidend ist bei der Chronischen Polyarthritis, dass sie frühzeitig behandelt wird, um die Erkrankung zu stoppen und so der Zerstörung von Gelenken vorzubeugen. Die ersten Anzeichen einer chronischen Polyarthritis sind im Allgemeinen Appetitlosigkeit, Müdigkeit und auch leichtes Fieber. In dieser Zeit ist es nicht leicht, eine sichere Diagnose zu stellen, da die Symptome noch nicht stark ausgeprägt sind. Später kommt es im Verlauf der Krankheit zu geschwollenen und geröteten Gelenken und Gelenksteifheit. Die Gelenke sind meist symmetrisch betroffen, also beide Hände, Schultern oder Knie. Im Verlauf verformen sich Gelenke und Funktionseinschränkungen treten ein. Damit einher gehen starke Schmerzen.
Leseempfehlung: Dieser Artikel berichtet über Informationen und den Forschungsstand zum Patellaspitzensyndrom, das zu chronischen Knieschmerzen führt.
Klassifizierung rheumatischer Erkrankungen
Zunächst kann die Einteilung der Beschwerden nach betroffenen Stellen einen Anhaltspunkt für die Diagnosestellung geben. Dabei unterscheidet man:
– Knochen (Gelenk- oder Knochenrheuma), z. B. Arthrosen
– Muskeln und angrenzendes Gewebe (Weichteilrheuma), z. B. Myalgien
– Organe (Stoffwechselstörungen), z. B. Gicht
– Kollagene (Bindegewebsrheuma), z. B. Kollagenosen
Klassifizierung nach ICD-10
Die „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (ICD-10) differenziert zwischen Hunderten einzelner rheumatischer Erkrankungen, die sehr unterschiedlich verlaufen und verschiedene Beschwerden hervorrufen. Die Folgen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen sind Schmerzen, Schwellungen oder Ergüsse an Gelenken. Im Verlauf der Krankheit werden die Gelenke zerstört und ihre Funktion wird stark eingeschränkt. In schweren Fällen greifen die Entzündungen auf Organe über, was lebensgefährlich sein kann. Die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind vielfältig und daher auch schwer voneinander abzugrenzen. Darüber hinaus leiden Betroffene häufig unter Mischformen verschiedener Erkrankungen. Grob kann man rheumatische Krankheiten in vier Hauptgruppen unterteilen:
\n 1. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (autoimmunbedingt)\n
Zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gehören die chronische Polyarthritis und die juvenile idiopathische Arthritis. Desweiteren gehören dazu seronegative Spondylarthritiden, Kollagenosen und Vaskulitiden. Seronegative Spondylarthritiden (SPA) sind entzündlich-rheumatische Erkrankungen, bei denen im Blut des Patienten keine Rheumafaktoren nachgewiesen werden können. Bei diesen Erkrankungen wird hauptsächlich die Wirbelsäule befallen. Dazu gehören z. B. Morbus Bechterew und Psoriasis-Arthritis.
Kollagenosen sind rheumatische Autoimmunerkrankungen, bei denen Organsysteme betroffen sind. Dazu gehören z. B. Systemischer Lupus Erythematodes (SLE), Systemische Sklerodermie und das Sjögren-Syndrom.
Vaskulitiden sind sehr seltene entzündlich-rheumatische Erkrankungen, bei denen Gefäßwände der Arterien betroffen sind. Dazu gehören z. B. Mikroskopische Panarteriitis und Morbus Kawasaki.
\n 2. Degenerative („verschleißbedingte“) rheumatische Erkrankungen\n
Dies sind Gelenkbeschwerden, die durch Abnutzung von Gelenkstrukturen oder Knorpel entstehen, z.B. Arthrosen oder Sehnenscheidenentzündungen.
\n 3. Krankheiten des Bewegungssystems durch Stoffwechselstörungen\n
Stoffwechselstörungen können sich in vielfältiger Weise auf den Bewegungsapparat auswirken. Bei der Gicht beispielsweise ist die Harnsäurekonzentration erhöht, was zu vermehrter Kristallbildung im Körper führt und Entzündungen verursacht.
\n 4. Rheumatische nichtentzündliche Erkrankungen der Weichteile\n
Beim sogenannten Weichteilrheumatismus treten chronische Schmerzzustände im Bewegungsapparat auf. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Fibromyalgie.
Ursachen rheumatischer Erkrankungen
Die Ursachen rheumatischer Erkrankungen sind bisher nicht vollständig geklärt. Eine Gemeinsamkeit der Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises ist allerdings, dass eine Störung des Immunsystems vorliegt. Ein gesundes Immunsystem kann erkennen, was körpereigene Strukturen und was körperfremde Substanzen sind. Bei rheumatischen Erkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen (Autoimmunerkrankung) und führt dazu, dass Immunzellen in Gelenke wandern und dort Stoffe produzieren, die Entzündungen fördern. Die Entzündungen führen dann dazu, dass Gelenke, Muskeln, Sehnen oder Organe angegriffen werden. Warum das Immunsystem auf diese Weise reagiert, ist bisher nicht bekannt. Es lässt sich allerdings feststellen, dass rheumatische Erkrankungen familiär gehäuft auftreten, deshalb geht man von einer genetischen Veranlagung aus. Neben diesen genetischen Faktoren spielen auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Besonders Rauchen erhöht das Risiko, an Rheuma zu erkranken, erheblich. Studien belegen, dass der tägliche Konsum von Zigaretten das Krankheitsrisiko bereits verdoppelt. Bei manchen rheumatischen Erkrankungen konnte nachgewiesen werden, dass bakterielle Infektionen in Darm oder Urogenitaltrakt die Immunreaktionen auslösen.
Diagnostik
Unerlässlich bei rheumatischen Erkrankungen ist eine gründliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung bei einem Rheumatologen. Der Arzt untersucht dabei, seit wann und wo genau Beschwerden bestehen. Außerdem werden Gelenke auf Schwellungen, Schmerzen und Funktionsbeeinträchtigung untersucht. Wenn mindestens ein Gelenk geschwollen ist, Druckschmerz und Gelenksteife am Morgen vorliegen, besteht ein recht eindeutiger Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung. Weiterhin sollten Laboruntersuchungen unternommen werden. Geachtet wird besonders auf Antikörper, erhöhte Entzündungszeichen und genetische Marker im Blut. Allerdings müssen alle diese Anzeichen nicht zwingend im Blut auftreten, somit kann eine Verdachtsdiagnose mit diesen Untersuchungen allenfalls erhärtet, aber nicht gesichert werden. Bildgebende Verfahren spielen eine große Rolle zur Sicherung der Diagnose. Röntgendiagnostik kann Gelenkveränderungen nachweisen, wobei diese im Frühstadium der Erkrankung häufig noch nicht vorliegen. Mit einer Ultraschalluntersuchung werden Gelenkergüsse dargestellt. MRT-Untersuchungen zeigen Entzündungen und Strukturveränderungen auf.
Behandlung rheumatischer Erkrankungen
Nachdem ausführliche Anamnese und Diagnose durchgeführt wurden, wird eine passende Therapieform ausgewählt, die auf die spezifische Erkrankung und die Beschwerden des Betroffenen zugeschnitten sind. Wichtig ist bei allen rheumatischen Erkrankungen, dass sie frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dann bestehen gute Chancen auf einen positiven Verlauf der Krankheit. Ziel der Behandlung ist nach heutigem Stand allerdings weniger eine vollständige Heilung, sondern vielmehr Unterdrückung und Stillstand der Krankheit. Für die ursächliche Behandlung rheumatischer Erkrankungen sind hauptsächlich Medikamente wirksam, aber auch weitere Behandlungsmöglichkeiten unterstützen die Therapie. Symptome sollen so weit wie möglich gemildert werden, damit der Betroffene nicht unter Schmerzen leiden muss und seine Bewegungsfreiheit und Selbstständigkeit gewährleistet ist.
Medikamente gegen rheumatische Erkrankungen
In der Rheumatologie steht heute eine breite Palette an wirksamen Medikamenten zur Verfügung. Diese werden in Absprache mit dem Arzt entweder bei akuten Schüben oder auch als Dauertherapie eingenommen. Jede Erkrankung ist in ihrem individuellen Verlauf zu betrachten und Bedarf einer gründlichen Abwägung von Risiken und Nebenwirkungen der Medikation. Zu den Medikamenten gehören nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und steroidale Antirheumatika (Kortikoide). Bei Bedarf können zusätzlich Schmerzmittel verordnet werden. Als Dauertherapie kommen besonders krankheitsmodifizierende Antirheumatika (z. B. Immunsuppressiva) zum Einsatz. Sie wirken unspezifisch auf das Immunsystem und unterdrücken somit Entzündungen im Körper. In der modernen Phytotherapie werden auch viele Pflanzenextrakte zur Therapie von Rheuma eingesetzt. Diese Extrakte zielen auf die Linderung der Symptome ab, allerdings fehlen bisher wissenschaftliche Nachweise zur Wirksamkeit. Zur Anwendung kommen pflanzliche Mittel aus Arnika, Birkenblättern, Brennnessel, Löwenzahn, Teufelskrallenwurzel, Weidenrinde oder Weihrauch.
Physikalische Therapien
Physikalische Therapien sind bei den meisten rheumatischen Erkrankungen eine sinnvolle Unterstützung im Heilungsprozess. So können langfristig Schmerzen und Entzündungen vermindert werden. Auch die Beweglichkeit kann mit physikalischen Therapien gut erhalten werden. Thermotherapie stellt eine Form der physikalischen Therapie dar. Sie umfasst Behandlungen mit Kälte oder Wärme. Besonders die Kältetherapie (Kryotherapie) zeigt erstaunliche Effekte bei der Behandlung von Gelenken bei akuten Schüben. Die Kryotherapie wird sowohl in lokaler Form bei betroffenen Gelenken als auch als Ganzkörpertherapie eingesetzt. Nach mehreren Anwendungen wird nicht nur der Schmerz gelindert, sondern durch bessere Durchblutung auch die Heilung in betroffenen Regionen beschleunigt. Weitere wichtige Formen der Physikalischen Therapie sind Ergotherapie und Physiotherapie. Mit bestimmten Übungen wird dabei die Beweglichkeit der Gelenke so gut es geht erhalten, was sich entscheidend auf die Lebensqualität auswirkt. Desweiteren ist es wichtig, Muskeln zu erhalten oder aufzubauen. Eine Änderung der Ernährung hat wahrscheinlich nur eine unterstützende Wirkung. Es hat sich aber gezeigt, dass Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen davon profitieren, wenig Fleisch und Wurst zu konsumieren, denn in ihnen sind Stoffe enthalten, die Entzündungen begünstigen. Eine wirksame Änderung der Lebensweise ist auf jeden Fall, das Rauchen aufzugeben. Operative Eingriffe sind bei manchen Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium unumgänglich, wenn Gelenke in ihrer Funktionsweise sehr eingeschränkt sind. Wenn Gelenke sehr zerstört sind, können sie durch Prothesen ersetzt oder versteift werden.
Fazit
Die Behandlungsmöglichkeiten, die zur Verfügung stehen, um rheumatische Erkrankungen zu behandeln, sind heute sehr wirksam und können den Verlauf der Krankheit wirksam verlangsamen. Die Krankheit kann durch Medikamente, die auf das Immunsystem einwirken und Entzündungen verhindern, sogar völlig zum Stillstand kommen. Dennoch ist eine völlige Heilung in schweren Fällen unwahrscheinlich. Mit Schmerzmitteln, Physiotherapie und physikalischen Anwendungen steht eine breite Palette an ergänzenden Behandlungen zur Verfügung, die die Symptome von Rheuma wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen wirksam verringert. So kann die Lebensqualität des Betroffenen trotz Erkrankung erhalten werden. Wichtig ist immer eine gute Betreuung durch einen erfahrenen Rheumatologen und eine konsequente und möglichst frühzeitig durchgeführte Therapie.
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